Christoph Ransmayr im Gespräch mit Denis Scheck

Wunderbares Gespräch über ‚Atlas eines ängstlichen Mannes!!!

SWR Mediathek – Atlas eines ängstlichen Mannes – Christoph Ransmayr zu Gast bei Thea Dorn.

Tolle Sendung mit meinem Lieblingsschriftsteller Christoph Ransmayr!!!

Buch der Woche im ‚Tagesspiegel‘ vom 28.10.2012 (von Christoph Schröder)

Der letzte Seher

Da ist der Junge, Sohn eines Gärtners in der irischen Grafschaft Cork. Einen Schneemann hatte er gebaut, als zum ersten Mal seit Jahren Schnee gefallen war, und ihn in die Tiefkühltruhe gelegt, um ihn aufzubewahren. Nach einem heftigen Sturm war die Stromversorgung unterbrochen worden. Nun steht der weinende Junge auf der Treppe des Hauses, einen unförmigen Brocken in den Händen, die Reste seines ganzen Stolzes. „Über die windbewegten Blüten hinweg betrachtet, sah der Kleine auf der Treppe aus wie ein kindlicher Atlas, der eine seltsam winterliche Weltkugel gegen den Himmel stemmte.“

Das ist eine Geschichte im neuen Buch des in Oberösterreich geborenen, in Irland lebenden Christoph Ransmayr.

Ein Schriftsteller, der die ganze Welt gesehen und in sich aufgenommen und beschrieben hat, die entlegensten Inseln, die höchsten Berge, die bizarrsten Städte. Ransmayr ist ein Star, und dieses großartige Buch stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass es dafür gute Gründe gibt. 70 Episoden sind in „Atlas eines ängstlichen Mannes“ gesammelt; die kürzeste davon umfasst drei, die längste, in der anlässlich einer Umrundung der südpazifischen Insel Pitcairn en passant die realen Hintergründe der Meuterei auf der „Bounty“ mitgeliefert werden, 18 Seiten. Ausschließlich, so schreibt Ransmayr im Vorwort, sei hier „von Orten die Rede, an denen ich gelebt, die ich bereist oder durchwandert habe, und ausschließlich von Menschen, denen ich begegnet bin“.

Das Dokumentarische und das Fiktionale bedingen einander: Ohne die beglaubigte Sicherheit des Erlebten wäre so manche dieser kurzen Geschichten leicht mit dem Wort „abstrus“ abzufertigen; ohne das Literarische allerdings, das in Ransmayrs Sprach- und Gedankenwelt steckt, würde das poetologische und stilistische Bindeglied fehlen. Derjenige, der hier die Welt stemmt, ist die Erzählinstanz selbst. Dass der Erzähler überhaupt dorthin kommt, wo er ist, spricht für seinen Mut. Das bedeutet noch lange nicht, dass der Erzähler psychisch stark wäre. Alles hier ist fragil, alles ist gefährdet. Was Ransmayr in diesem Buch anpeilt, ist nicht weniger als die Rettung der Welt und ihrer Ereignishaftigkeit (und eines Ichs noch dazu) im Vorgang des Erzählens, des Aufschreibens.

Das ist bei diesem Autor nichts Neues. Wer seine früheren Bücher kennt, weiß, dass Ransmayr stets auf schmalem Grat balanciert; auf einem Terrain, in dem die Begriffe Pathos und Deklamation ebenso wenig fern sind, wie es die Kategorie des Erhabenen ist. Ransmayrs Roman „Der fliegende Berg“ aus dem Jahr 2006 war sogar komplett in Versen gehalten. Auch der „Atlas“ hat (neben einer ökologischen) vor allem eine religiöse Dimension, die sich sowohl in der Motivsprache, vor allem aber im Grundkonzept der Geschichten niederschlägt. Jede einzelne nämlich beginnt mit den Worten „Ich sah …“. Die offenkundige Analogie zur Offenbarung des Johannes ist nicht rein strukturell; die Zerstörung, die Grausamkeit, der Tod und der Verfall sind präsent, wohin auch immer der Erzähler kommt. Und zumeist haben sie einen menschlichen Ursprung.

So weit weg uns all diese Orte auch vorkommen mögen, so wenig weltabgewandt ist das, was Ransmayr von dort mitbringt. In Bolivien beispielsweise werden der Erzähler und seine Begleiter Ziel eines Flugzeugangriffs der Truppen des soeben durch einen blutigen Putsch an die Macht gekommenen Generals García Meza. In Laos wird der Reisende mit den Hinterlassenschaften des Vietnamkrieges konfrontiert, „Bomben. Phosphorbomben, Sprengbomben, Streubomben“; ein Krieg, der, wie die Einheimischen sagen, ebenso gut „Laos-Krieg“ hätte heißen können, weil mehr Bomben auf das neutrale Land gefallen seien als auf Deutschland im Zweiten Weltkrieg, und das nur, um die Nachschubwege des Vietcong unbrauchbar zu machen. Anhand mancher Details lässt sich der Zeitrahmen hin und wieder genau bestimmen; die einzelnen Geschichten bleiben allerdings insgesamt von zeitlosem Wert. Und auch, man muss es so sagen, von zeitloser Schönheit.

Die Schönheit des Augenblicks setzt Ransmayr immer wieder gegen die historischen Abgründe. Oft sind es geradezu Erweckungsmomente, profane Epiphanien, die den Geschichten einen Höhe- oder Wendepunkt geben.Der Erzählraum ist nach allen Seiten hin offen, auch zu den Sternen, deren Beobachtung in mehreren der Miniaturen eine Rolle spielt. Die Verwandlung (nicht ohne Grund setzte sich Ransmayrs Erfolgsroman „Die letzte Welt“ mit Ovids „Metamorphosen“ auseinander) ist, wenn kein heiliger, so doch ein magischer Akt. Auch hier schimmert immer wieder das quasi theologische Konstrukt, der Gedanke von der Erlösung durch Worte, durch den Text durch. Das Beeindruckende am „Atlas eines ängstlichen Mannes“: Nie und an keiner einzigen Stelle hat das etwas Peinliches, Pompöses, Selbsterhebendes. Im Gegenteil – vielleicht ist es in technischer und stilistischer Hinsicht sogar Ransmayrs bislang zurückgenommenstes Buch. Trotzdem – oder deswegen – entfaltet es seine Sogwirkung. Der „Atlas“ ist nämlich vor allem ein mitreißendes, packendes Buch. Und ein nicht selten anrührendes noch dazu, besonders dann, wenn Tiere ins Spiel kommen.

Eines der Glanzstücke ist die Beschreibung eines Stierkampfes in Sevilla, in dessen Verlauf der Stier sich als kampfmüde, ja geradezu melancholisch entpuppt. Trotz eines einzelnen Rufes aus dem Publikum wird ihm jedoch keine Gnade gewährt. In einer anderen, in Brasilien angesiedelten Episode, wird eine mächtige Anakonda, „Rainha da Selva“, Königin der Wildnis, mit voller Absicht von einem Lkw-Fahrer überfahren. Äußerlich unbeschädigt, kriecht sie ins Dickicht, um zu sterben, denn die gebrochenen Wirbel werden ihr das Überleben unmöglich machen. Christoph Ransmayr erzählt von Menschen und Glückssuchern; von Tieren, die ein Eigenleben in Unabhängigkeit und Würde führen; und auch von der Entzauberung vermeintlicher Paradiese.

In erster Linie aber ist der „Atlas“ ein Buch über das Schreiben und über die Einsamkeit, das Inseldasein des Schreibenden. „Kalligraphen“, so heißt eine Erzählung. Sie beginnt so: „Ich sah flache Steininseln im spiegelglatten Wasser des Kumming-Sees im Nordwesten von Peking.“ Dort, auf den Inseln, sitzen Männer, die mit von Wasser vollgesogenen Schwämmen Schriftzeichen aus Büchern auf die Steine übertragen. Die Schrift verdampft in der Sonne, wird immer wieder aufs Neue mit neuer Bedeutung überschrieben; ein Akt der Vergeblichkeit; mit dem Resultat eines „mit Schriftzeichen beladenen Floß aus Stein“. Doch für einen kurzen Augenblick steht das Geschriebene dort, hat seinen Wert.

Man stellt sich Christoph Ransmayr als einen solchen Menschen vor; einen, der die Welt erhält, indem er sie immer wieder neu und im Wortsinne beschreibt.

Order to the Chaos of Life: Isabel Allende on Writing | Brain Pickings.

Literary history is ripe with eloquent attempts to answer the ever-elusive question of why writers write. For George Orwell, it resulted from four universal motives. Joan Didion saw it as precious access to her own mind. For David Foster Wallace, it was about fun. Joy Williams found in it a gateway from the darkness to the light. For Charles Bukowski, it sprang from the soul like a rocket. In Why We Write: 20 Acclaimed Authors on How and Why They Do What They Do (public library), which also gave us Mary Karr’s poignant answer, celebrated Chilean American author Isabel Allende offers one of the most poetic yet practical responses to the grand question.

The Science of Storytelling: Why Telling a Story is the Most Powerful Way to Activate Our Brains. (by Leo Widrich)

A good story can make or break a presentation, article, or conversation. But why is that? When Buffer co-founder Leo Widrich started to market his product through stories instead of benefits and bullet points, sign-ups went through the roof. Here he shares the science of why storytelling is so uniquely powerful.

In 1748, the British politician and aristocrat John Montagu, the 4th Earl of Sandwich, spent a lot of his free time playing cards. He greatly enjoyed eating a snack while still keeping one hand free for the cards. So he came up with the idea to eat beef between slices of toast, which would allow him to finally eat and play cards at the same time. Eating his newly invented „sandwich,“ the name for two slices of bread with meat in between, became one of the most popular meal inventions in the western world.

What’s interesting about this is that you are very likely to never forget the story of who invented the sandwich ever again. Or at least, much less likely to do so, if it would have been presented to us in bullet points or other purely information-based form.

Dann mach doch die Bluse zu! – Blogpost | Freie Welt.

Frauen bestehen auf ihrem Recht, sexy zu sein – ganz für sich selbst, natürlich. Darauf reagieren darf Mann nämlich nicht, sonst folgt gleich der nächste #Aufschrei.

Vielleicht wäre uns diese ganze Debatte erspart geblieben, wenn an diesem ominösen Abend an der Bar nicht Rainer Brüderle, sondern George Clooney gestanden hätte, um seine Tanzkarte an Frau Himmelreich weiterzureichen. Aber so müssen wir alle teilhaben an dem jämmerlichen Balzversuch des Altpolitikers gegenüber der aufsteigenden Jungjournalistin. Denn die ganze Nummer bekommt einen ganz neuen Dreh, wenn männliche Annäherung auf fruchtbaren Boden fällt. Dann wäre es unter Umständen die Geschichte eines heißen Flirts geworden und Frau Himmelreich hätte bis an ihr Lebensende einen echten Clooney bei ihren Freundinnen zum Besten geben können. Was wir daraus lernen? Wo persönliche Befindlichkeit als ausreichender Gradmesser erscheint, um Sexismus zu definieren, verkommt der Begriff zur Beliebigkeit.