Marcus H. Rosenmüller: „Ich will immer dran erinnert werden, wer ich war“ | ZEIT ONLINE.

„Ich will immer dran erinnert werden, wer ich war“

In seiner Filmtrilogie „Beste Zeit, Beste Gegend, Beste Chance“ erzählt Marcus H. Rosenmüller von einer Jugend auf dem Dorf. Ein Gespräch über Kindheit in Bayern Ein Interview von 

Regisseur Marcus H. Rosenmüller

Regisseur Marcus H. Rosenmüller  |  © Armin Weigel/dpa

Frage: Herr Rosenmüller, Beste Zeit, Beste Gegend, Beste Chance – Ihre Trilogie erzählt von Kindheit und Jugend auf dem Dorf. Was hat Ihnen Ihre eigene Kindheit in Bayern gegeben?

Marcus H. Rosenmüller: Da war diese unendliche Freiheit. Wir waren ja die meiste Zeit draußen in der Natur. Unsere Eltern haben uns erst zum Abendessen wieder gesehen. Das ist für mich in Beste Zeit auch einer der wichtigsten Momente: wenn die beiden Mädchen aus der Diskothek zurücktrampen, zu Fuß durch den Wald gehen und in einem Maisfeld verschwinden. Als Kind und Jugendlicher hatte ich eine starke Sehnsucht nach diesem Verschwinden in der Natur. Die Metapher kehrt nun im Schlussbild wieder, wo die Menschen im Ganges baden. Sie tauchen in den Fluss des Lebens ein.

Frage: Was bedeutet Heimat für Sie?

Rosenmüller: Das ist eine wahnsinnig schwierige Frage. Heimat ist ein Ort, an dem man sich nicht fremd fühlt. Heimat hat immer mit Erinnerungen zu tun – sie stellen eine Vertrautheit her, können aber auch sehr erdrückend sein. Jeder Stein im Wald, an dem man schon als Kind gespielt hat, jede Böschung, die man schon heruntergesprungen ist, geben einem als Jugendlicher das Gefühl, nichts Neues mehr erleben zu können. Jeder im Dorf kennt einen. Man fühlt sich nackt und kann sich nicht verstecken.

Video: Kino - Beste Chance (Trailer)

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Frage: Ist Heimat nicht ein Auslaufmodell, weil viele heutzutage beruflich und privat so mobil sind?

Marcus H. Rosenmüller

1973 in Tegernsee geboren, landete 2006 einen Hit mit Wer früher stirbt, ist länger tot. Es folgten Beste Gegend und Beste Zeit (2007). Beste Chance beschließt nun die Trilogie über Jugend in der bayerischen Provinz.

Rosenmüller: Früher war Heimat noch klarer mit einer festen Ortschaft verbunden, einem Lebensgefühl. Dazu gehörten der Dialekt, der Humor, das Essen, bestimmte Gerüche; und die Familie und Freunde. Heute bleibt oft nur noch die Kernfamilie, alles andere wird immer wieder gekappt.

Frage: In Beste Chance geht es für Kati und Jo sowie deren Väter nach Indien. Der größte denkbare Kontrast zu Bayern?

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