Philosoph Michael Sandel: „Gute Fragen sind einfach“ | Lebensart | ZEIT ONLINE.

Der amerikanische Philosoph Michael Sandel ist durch seine Vorlesungen über Gerechtigkeit zum Weltstar geworden. Er versteht das Fragen als die eigentliche Aufgabe der Philosophie. Und dennoch war er hier bereit, auch zu antworten: Und zwar auf alle Fragen dieses Heftes und auf noch ein paar mehr.

Kurz bevor in einem Berliner Hotel das Gespräch mit Michael Sandel beginnt, trifft, purer Zufall, die Mail einer jungen Philosophin ein. Sie schreibt aus den mazedonischen Bergen, aus dem Trainingszentrum einer Bank, die dort ihre Jungmanager aus den Balkanländern und aus Afrika schult. Dort werden die Ethik-Vorlesungen von Michael Sandel, dem Harvard-Philosophen, für Seminare über Ethik und Kapitalismus verwendet. Ich erzähle Michael Sandel zuallererst von dieser Mail: von den Sandel-Schülern in den mazedonischen Bergen. Er freut sich erkennbar und interessiert sich prompt für die Arbeit der jungen Philosophin. Aber ebenso zweifellos macht er nicht zum ersten Mal Bekanntschaft damit, dass seine Gedanken sich seit Jahren wie ein Lauffeuer bis in die entlegensten Ecken herumsprechen. Er äußert sich kurz freundlich über die Banker in den Bergen. Und dann überlegen wir, womit wir unser Gespräch über die großen alten Fragen beginnen wollen, die wir den Philosophen der Gegenwart für dieses ZEIT-Heft gestellt haben. Sandel ist einverstanden damit, auf jede dieser Fragen seine eigene Antwort zu geben, auch wenn er für eine einzelne nur wenige Minuten Zeit hat, während die anderen Autoren für nur eine Frage viel Zeit hatten. Doch wir kommen schnell überein, dass wir zunächst mal beim Fragen möglichst vorn anfangen sollten.