Mit der Besteigung des Pachnes (mit 2453m der zweithöchste Berg Kretas, nur der Psiloritis ist ein Meter höher) ist wieder mal ein ganz ganz großer Traum in Erfüllung gegangen. Seit dem ersten Eintauchen (1994 erster Urlaub bei Jorgos am Likosbeach in seiner ersten Saison) in den wilden Westen Kretas, der Sfakia, und dem ersten Sehen der Weißen Berge (Lefka Ori, White Mountains) ist sofort sonnenklar gewesen, irgendwann in diese ganz besondere Gebirgswelt zu steigen. Durch Zufall hatte ich von Otto im Kreta-Forum erfahren, dass der Fahrer, der die Schulkinder morgens am Likosbeach abholt und zum Schulbus nach Anopoli hochfährt, auch bis in die Nähe des Pachnes fahren würde. Jetzt endlich bot sich diese einmalige Chance! Kostas, Jorgos Sohn, hat den telefonischen Kontakt mit Nikos von Anopoli hergestellt und den Transferpreis erfragt. Nach zweimaligem Verschieben wegen schlechten Wetters hatten wir uns darauf geeinigt, die Tour am 17.9.08 durchzuziehen.

(With the climbing on the Pachnes another dream came true! From the first view 1994 of the White Mountains (Lefka Ori) in the wild west of Crete, the Sfakia, it was totally clear to be one day in this unique mountain world. When I accidently heard from Otto, a friend of the German ‚Kreta-Forum‘ that Nikos from Anopoli who drives the children to the school bus would also drive near the Pachnes we planned to make the walking tour to the Pachnes. Kostas, Jorgos‘ son, telephoned with Nikos and got some information concerning the trip. We decided to make the tour 17th September 2008.)

Nach dem Aufstehen um 6.30 und Frühstück um 7.00 sind wir von Nikos mit seinem Pickup um 7.40 abgeholt und über Livaniana bis in seine Taverne in Anopoli gebracht worden. Nachdem er dann alle Schulkinder zum Schulbus gebracht hatte, konnte er uns die 18km nach Rousies zum Ende der Pachnesstraße (dirty road) in ca. 2000m Höhe bringen, wo wir ca. 9.30 ankamen und den Rücktransfer für 13.30 festlegten. Allein diese Anfahrt ist schon ein absoluter Kracher gewesen. Wir alle konnten es gar nicht so richtig glauben, jetzt zum ersten Mal inmitten dieser unwirklichen Mondlandschaft, in dieser unendlichen Höhenwüste zu stehen, natürlich etwas angespannt wegen der vielen Ungewissheiten: Würde alles gutgehen? Würde das Wetter halten? Und und und…. Nach anfänglicher etwas unübersichtlicher Wegführung wurde der Weg immer klarer sichtbar. Ziemlich schnell hatten wir unsere Regen- und Wanderjacken angezogen, pfiff der kalte Wind doch recht stark. Obwohl wir uns erst an die dünne Luft gewöhnen mussten und deshalb ganz langsam gingen, kamen wir schon nach ca. einer halben Stunde an die Linksabzweigung zum Pachnes. Kurz vorher war uns noch ein verwegener Edelsfakiote , den ich nach dem Pachnesweg fragte und der daraufhin bejahend nickte, mit geschultertem Gewehr entgegengekommen. Spätestens jetzt musste jedem klar geworden sein, dass wir uns hier in einer Ausnahmesituation in extremen Naturverhältnissen befanden, die äußerste Konzentration auf uns selbst und die Wetterbedingungen von uns abverlangen würde. Immer wieder schaute ich auf dem weiteren Anstieg nach oben, um den richtigen Weg und das passende Tempo bestimmen und das ständig wechselnde Wetter beobachten zu können, und nach unten auf die anderen Weggefährten, vor allem auf Martina und Ines, die aber noch einen stabilen Eindruck machten. So schlichen wir uns Meter für Meter, Windung für Windung aufwärts, bis wir endlich unser Ziel deutlich sehen konnten (der rechte Gipfel auf dem Foto). Immer wieder blieb auch Zeit für eine kurze Verschnaufspause, in der dann Fotos gemacht werden konnten, die jetzt teilweise hier zu sehen sind. Jetzt wussten wir, dass es nicht mehr weit sein würde bis zum Gipfel, den wir dann endlich kurz vor halbzwölf erreicht hatten. Was für ein tolles Feeling, in einer Reihe auf den Gipfel zuzugehen und gemeinsam auf dem Dach der Weißen Berge zu stehen: dem Pachnes (2453m)!!! Dieser Traum ist Wirklichkeit geworden!! Einfach überwältigend!!! Einer dieser ewigen Momente, die einem keiner mehr nehmen kann. Unsere ganz persönliche Mondlandung!!! Nach ein paar Fotos, Keksen und Schlückchen Wasser habe ich mein Tagebuch rausgeholt und alle unterschreiben lassen. Anschließend noch die Eintragung ins zufällig von Martina gefundene Gipfelbuch: „Zum ersten Mal in den Weißen Bergen und um 11.28 auf dem Gipfel des Pachnes!!!“

(About 7.45 Nikos picked us up at Likos and brought us after a short break in his taverna the 18km to Rousies, the end of the dirty road, more than 2000m high. We arrived there about 9.30 and arranged with Nikos to bring us back about 13.30. We couldn’t believe it to be now here in this moon landscape, for the first time, of course a little nervous because of so many open questions. After a short time we got used to the conditions and walked slowly slowly to the top where we stood about 11.30, of course totally proud of our personal moon landing.)

Gegen 12.00 machten wir uns wieder auf den Abstieg, der uns allen etwas leichter fiel als der Aufstieg. Bergwandern pur in einer grandiosen Zweitausenderwelt: den Weißen Bergen (Lefka Ori, White Mountains)! Was für ein einzigartiges Naturschauspiel mit diesen majestätischen Gipfeln als unvergängliche unverrückbare Kulisse und vier menschlichen Winzlingen als geduldete Akteure, sich dessen bewusst, dass hier die natürliche Rangfolge (zuerst kommt die Natur und dann ganz lange gar nichts mehr) noch stimmt und dass man sich ihr respektvoll unterordnen muss. Zugleich im Bewusstsein, das Privileg zu haben, all das erleben zu dürfen, die Sensibilität in sich zu spüren, all das mit seinen Sinnen aufsaugen zu können, und die körperliche Voraussetzung zu haben, all das aktiv erfahren zu können. Kurzum einer der ganz wenigen lichten Momente für die Ewigkeit, in dem man sich seiner wahren Natur, die es genauso wenig gibt wie die absolute Wahrheit, zumindest ein wenig annähern kann und somit wenigstens die Illusion einer eigenen Identität, eines sinnvollen Lebens in sich tragen darf. Ohne größeren Probleme erreichten wir just in time unseren Ausgangspunkt, wo uns Nikos ca.13.45 wieder abholte. Auf der Rückfahrt haben wir noch mitten in der Wildnis drei zersprengte entkräftete Wanderer auf die Tragefläche aufspringen lassen, die anscheinend nicht den nötigen Respekt vor den Weißen Bergen aufgebracht hatten. Zum Abschluss sind wir dann noch bei Nikos in seiner gleichnamigen Kneipe auf eine kräftige Brotzeit eingekehrt, bevor er uns gegen 16.30 wieder nach Likos runtergebracht hat. Auf Wiedersehen Weiße Berge!!!

(About 12.00 we went back. It was much easier to walk and we could enjoy pretty much more the White Mountains. What an incredible nature spectacle starring the twothousanders with four invisible human beings knowing that in this area the nature hierarchy is still okay: at first is the nature and then long long nothing else! Besides you have to show the necessary respect for this

hierarchy. We were so happy and thankful to have the privilege for making together this unforgettable experience. One of these very special moments in life you will have eternally in your heart!!! We reached the starting point just in time, Nikos brought us to his lovely taverna for having a strong second breakfast and drove us back to Likos at 16.30. Goodbye White Mountains! See you again for sure!)