Firmen wie Open AI folgten einem radikal libertären Denken, das sämtliche politischen und sozialen Fragen ignoriere, sagt der Philosoph und Sprachforscher Hannes Bajohr. Die Diskussion darüber, welchen gesellschaftlichen Visionen KI-Modelle folgen, dürften wir ihnen auf keinen Fall überlassen.

Quelle: Künstliche Intelligenz: «Diese Ideologie grenzt an Sektenwahn»

Dass es ein künstliches Bewusstsein geben wird – daran zweifelt der Philosoph Metzinger nicht. Doch was bedeutet das für die Menschheit? Im Podcast Ethik Digital spricht der Philosoph über Leiden, Digitalisierung und die Kraft der Meditation.

Quelle: Philosoph Thomas Metzinger über die Klimakrise und die Erforschung unseres Bewusstseins | Sonntagsblatt – 360 Grad evangelisch

Corona hat das Hamsterrad des Lebens gebremst, trotzdem sind wir rastloser. Soziologe Hartmut Rosa sagt, warum die Krise die Jungen besonders trifft.

Quelle: Soziologe Hartmut Rosa im Gespräch: „Die Umwege fehlen jetzt“

Ist es auch für Sie neu, dass die Rastlosigkeit von innen kommt und nicht aus dem äußeren Hamsterrad des Lebens?

Das ist der Zwiespalt der Moderne: Der Beschleunigungsdruck kommt nicht einfach nur von außen und das Resonanzverlangen nicht nur von innen. Sofern der Kapitalismus am Hamsterrad schuld ist, ist er auch in uns. Theoretisch war mir das klar, aber ich habe es nie so deutlich erfahren wie jetzt. Aber es gibt einen anderen Aspekt, den ich früh thematisiert hatte: Es entsteht nicht nur Aggressivität, sondern eine Art von Lethargie und Erschöpfung. Ich habe gerade ein Seminar gemacht über die Frage: Wo kommt Energie her? Ich beziehe mich da stark auf den Soziologen Randall Collins. Wir haben immer geglaubt, Energie sei eine individuelle und psychische Eigenschaft.

Ist nicht so?

Inzwischen glaube ich: Die Energie, die wir haben und in soziale Interaktion umsetzen, kommt aus der dichten Interaktion selber. Auch aus der irritierenden Interaktion, wenn mich zum Beispiel jemand anrempelt.

Auch geistig?

Genau. Wir sehen jetzt, wie sehr wir das Irritierende, das Überraschende, die erfreuliche oder unerfreuliche soziale Interaktion brauchen, um aus unseren Routinen, auch den gedanklichen, herauskommen zu können. Dieser digitale Austausch, den wir jetzt machen, ist gut, um schnell Informationen auszutauschen. Aber Kultur, sagt Hans Blumenberg, entsteht durch das Gehen von Umwegen – und diese Umwege fehlen jetzt. Ich kann nicht schnell auf einen Kaffee irgendwo hin, ins Kino oder jemanden treffen. Es ist nicht nur so, dass viele Menschen unruhig sind und ihre Resonanzachsen nicht so gut funktionieren, wie sie dachten, sondern dass ihnen eigenartigerweise – ich habe dafür keine empirischen, aber ganz gute anekdotische Evidenzen – sogar der Impuls zu sozialen Kontakten fehlt, wo sie sie haben könnten. Aber dazu fehlt die Energie, und dieser Energieverlust kommt aus der fehlenden sozialen Interaktionsdichte.

Siehe auch folgendes Interview in der Talkshow „Precht“ vom 30.1.2022:

https://www.zdf.de/gesellschaft/precht/precht-236.html