A journey into Wim Wenders’ meditative cinema: Perfect Days, a breath of fresh air that celebrates the extraordinariness of the everyday through a personal visual and auditory reflection, capturing the landscapes of Tokyo’s working class and the philosophy of the hic et nunc. A photograph of Komorebi, the natural phenomenon of sunlight filtering through the trees.

Hirayama embodies the quintessence of Komorebi (木漏れ日), a japanese word describing sunlight shining through the leaves of trees, creating overlapping layers of light and darkness; a powerful metaphor for the central theme of this meditative cinema: a way to recognize and surrender to the invisible and transcendental beauty of the here and now.

“At a certain point in his life, Hirayama decided to leave a condition of extreme privilege for a simple life, cleaning toilets, and he does it with pleasure; he is happy. He lives modestly as a service person, invisible to others, but he sees everything. The routine is not a burden for him; instead, it gives him a lot of freedom. In our lives, the term ‘routine’ often carries a negative connotation, but he experiences it as a ritual, and each time he performs it as if it were the first.” (Wim Wenders)

Quelle: Perfect Days – EN – Muse

Über Jahrzehnte hinweg hat Wim Wenders immer wieder seinen Ruf als einer der wichtigsten Vertreter des Gegenwartskinos unter Beweis gestellt. Er schuf Meisterwerke wie „Paris, Texas“ (1984).

Quelle: Wim Wenders, Desperado

Dazu passen auch folgende Interviews von Roger Willemsen mit Wim Wenders: https://youtu.be/tmijybfkgMs und https://youtu.be/RI2ycpc7YQc

Wim Wenders: „Ich bin keine Plaudertasche“ | ZEIT ONLINE.

Wie viel vom Leid anderer darf in die eigene kreative Arbeit fließen? Eine Frage, die Wim Wenders in dem leisen Drama „Every Thing Will Be Fine“ stellt – und sich selbst. Interview: 

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Wim Wenders im Februar auf der Berlinale, wo sein Film „Every Thing Will Be Fine“ Premiere feierte  |  © dpa

ZEIT ONLINE: In Ihrem Film verursacht der junge Schriftsteller Tomas einen Autounfall, bei dem ein kleiner Junge stirbt. Im rechtlichen Sinne trifft ihn keine Schuld, aber er verkraftet das Geschehene nicht. Seine Arbeit als Schriftsteller wird nach dem Unfall besser, und es wird angedeutet, dass ihn dieses furchtbare Erlebnis dazu inspiriert hat. Inwiefern darf man für den eigenen kreativen Prozess über Erfahrungen, insbesondere über leidvolle Erfahrungen anderer verfügen?

Wim Wenders: Das ist eine Frage, die im Kino selten gestellt oder gar beantwortet wird. Wenn es heißt: „Nach einer wahren Geschichte“, was ist dann mit den Menschen, denen diese wahre Geschichte passiert ist? Freuen die sich, sich wiederzuerkennen, oder bedrückt sie das eher? Schriftsteller und Filmemacher müssen sich die Frage nach der Verantwortung gleichermaßen stellen. Jemandem geschieht etwas, mitunter auch etwas Leidvolles, und wir machen daraus eine Fiktion. Was ist uns dann wichtiger: der wirkliche Mensch oder unsere Verarbeitung? Tomas braucht lange und muss richtig geschüttelt werden, bis er sich seiner Verantwortung dem wirklichen Menschen gegenüber stellt.

ZEIT ONLINE: Sie haben sich selbst schon mehrmals intensiv mit dieser Frage nach der eigenen Verantwortung auseinandergesetzt, zum Beispiel als Sie 1980 Lightning Over Water gedreht haben, eine Dokumentation über das Lebensende des krebskranken Filmemachers Nicholas Ray. Wie sind Sie mit ihr umgegangen?

  • Wim Wenders
  • Zum Film „Every Thing Will Be Fine“
Wim Wenders gehört zu den wichtigsten deutschen Filmemachern. Er zählt zu den Vertretern des Neuen Deutschen Films und gründete 1971 den Filmverlag der Autoren mit. Die diesjährige Berlinale ehrte den 69-Jährigen mit dem Ehrenbären für sein Lebenswerk und einer Retrospektive von zehn Filmen, die aber nur einen Bruchteil seines Schaffens abbildete. Wenders drehte sowohl erfolgreich Spielfilme wie Alice in den Städten (1974), Paris, Texas (1984), Der Himmel über Berlin (1987), Don’t Come Knocking (2005) als auch Dokumentationen, etwa Buena Vista Social Club (1999) oder Das Salz der Erde (2014). 2011 drehte er den Dokumentarfilm Pina über die Choreografin Pina Bausch und nutzte dabei erstmals 3-D. Er war so begeistert von den Möglichkeiten, dass er sich vornahm, fortan ausschließlich mit dieser Technik zu arbeiten. Das jüngste Ergebnis, Every Thing Will Be Fine, lief außer Konkurrenz im Wettbewerb der Berlinale.

Wenders: Ich habe mich jeden Tag gefragt, ob wir weitermachen sollten. Ich selbst hätte eigentlich jederzeit lieber aufgehört, ich fand, wir waren dabei, Grenzen zu überschreiten. Doch vor allem Nicks Ärzte sagten immer wieder: „Die Arbeit tut ihm gut, macht weiter! Wenn ihr zu drehen aufhört, zieht ihm das den Teppich unter den Füßen weg.“ Also haben wir weitergemacht. Unser Dreh war tatsächlich eher eine Art Sterbebegleitung als Filmemachen. Das war natürlich ein extremer Fall, aber ein Fall, in dem der Betroffene wollte, dass es den Film gibt. Und das finde ich absolut notwendig, wenn man ein reales Schicksal in eine Fiktion überführt.

ZEIT ONLINE: In Every Thing Will Be Fine wird nichts darüber gesagt, ob die Mutter des tödlich verunglückten Kindes Tomas‘ Romane liest. Man kann sich kaum vorstellen, wie es sich anfühlt, ein Buch zu lesen, dem eigenes Leid wie der Unfalltod eines Kindes als Inspiration diente. Wollten Sie darüber nicht spekulieren?

Wenders: Ich wollte das einfach nicht so explizit benennen. Ich wollte lieber, dass sich der Zuschauer diese Frage stellt, als dass unsere Charaktere sie beantworten.

ZEIT ONLINE: Stimmt der Satz „Die Zeit heilt alle Wunden“?

Wenders: In unserem Fall ist es nicht die Zeit, sondern die Zuwendung zu dem anderen, die Heilung bringt.

Video: Kino - Every Thing Will Be Fine“ (Trailer)

„Every Thing Will Be Fine“ (Trailer) © 2015 Warner Bros. Ent. Video kommentieren

ZEIT ONLINE: Es existiert diese Vorstellung, dass etwas nur dann künstlerischen Ausdruck finden kann, wenn im Inneren des Künstlers etwas vor sich geht. Bedeutet das auch, dass der Künstler etwas in seinem Inneren nicht nur spüren, sondern sogar bewahren muss, bis er es schließlich künstlerisch äußern kann?

Wenders: Ich kenne keine geschwätzigen Schriftsteller. Dabei kenne ich eine ganze Menge, auch sehr vertraut: Paul Auster, Peter Carey, Sam Shepard und am besten Peter Handke. Sie tragen alle ein gewisses Geheimnis in sich. Man spürt, dass sie vieles, was sie sehen, in sich aufnehmen, verarbeiten, und gerade deswegen sicher nicht gleich ausplaudern werden. Um das Leben in ihr Schreiben einfließen zu lassen, können und dürfen sie keine Small-Talk-Künstler sein. Sie sind auch wenig bereit, von sich aus Dinge zu erzählen. Schriftsteller sind wohl eher bedächtige Leute.

ZEIT ONLINE: Sie sind selbst künstlerisch tätig. Wie empfinden Sie das?

Wenders: Ich bin auch keine Plaudertasche. Ich schreibe viel lieber, als dass ich rede. Vielleicht ist das auch etwas typisch Männliches. Ich bin immer wieder erstaunt, wie oft und über wie vieles Frauen sich austauschen. Sie bringen selbst schwere Dinge einfach sofort auf den Tisch. Dann muss darüber geredet werden und auch ruhig doppelt so lange wie eigentlich nötig. Für Männer gilt eher: Wenn wir es einmal gesagt, geschrieben oder gesimst haben, ist es raus und beendet. Wir müssen nicht noch einmal darüber reden. Wir sind viel wortkarger. Und unser Tomas ist einer der wortkargsten.

ZEIT ONLINE: Die Arbeit des Regisseurs stelle ich mir unter anderem genau deswegen so schwierig vor: Man muss die ganze Zeit in sich hineinhorchen, dort etwas entstehen lassen und dann aber andauernd kommunizieren, weil man den anderen ja mitteilen muss, was geschehen soll. Fällt Ihnen dieses viele Reden über ihre künstlerischen Absichten schwer?