ZDF-Produktion „Verschwörung gegen die Freiheit“.
ZDF-Dokumentation Überwachungswut trifft Datenhunger
Wer manipuliert uns? Und kooperieren Google, Facebook und Co. wirklich so eng mit den Geheimdiensten? Eine ZDF-Produktion macht die „Verschwörung gegen die Freiheit“ zum Thema.
27.05.2014, von Michael Hanfeld
© dpa Alles dringt nach innen, nichts nach außen. Aber wie stark sind NSA und Amerikas Internetriesen vernetzt?
Elmar Theveßen begibt sich im ZDF heute auf die Suche nach der „geheimen Weltregierung“. Und er wird fündig. Die Regierungsmitglieder stellen die Geheimdienste NSA und GCHQ und Online-Konzerne wie Google, Facebook, Yahoo und Amazon. Der Zweck ihres Bündnisses: Datengewinnung und Überwachung. Das Ergebnis: eine „Verschwörung gegen die Freiheit“.
Autor: Michael Hanfeld, Jahrgang 1965, Redakteur im Feuilleton, zuständig für „Medien“.
Dass es sich auf einen solch einfachen Nenner bringen lässt, hätten vor einiger Zeit noch allein Verschwörungstheoretiker behauptet. Spätestens seit den Enthüllungen, die Edward Snowden in Gang gesetzt hat, wissen wir: Es ist so. Den letzten Beweis für die ganz große Verabredung zwischen den Geheimdiensten und den Datenkonzernen haben wir noch nicht. Aber was fehlt, ist nur die offizielle Bestätigung des Offensichtlichen. Über Programme wie „Prism“ oder „Muscular“ klinkt sich die NSA in den Datenfluss ein, hinter jedem Internetknoten, wie etwa dem DE-CIX in Frankfurt, legt sie ihre Leine aus und fischt Daten ab. Der ehemalige Staatssekretär im Heimatschutzministerium, Stewart Baker, sagt es ganz explizit: „In den Vereinigten Staaten klinken wir uns nicht einfach ein und sammeln Daten. In Übersee allerdings ist das unverzichtbar.“ Baker muss es wissen, in den neunziger Jahren war er Justitiar der NSA.
Eine perfekte Kombination
Und die Firmen müssen es hinnehmen. Dass sie wissen müssen, worum es geht, legt schon ein geheimes Treffen nahe, zu dem sich Eric Schmidt von Google, der Amazon-Gründer Jeff Bezos und der frühere CIA-Chef David Petraeus versammelten, wie Theveßen berichtet. Auf seine Interviewanfragen bei den Konzernen bekommt er keine Antwort. Doch die Dinge fügen sich auch so zusammen, mit einer Visite zum Dagger Komplex der NSA bei Darmstadt; mit Informationen der Telekom, die Datenströme aufzeichnet (und, das erfahren wir nebenbei, den Nachweis des Datenverkehrs aus Social-Media-Diensten für 24 Stunden speichert).
© picture alliance / ZB Recherchiert für das ZDF in den Verstrickungen von Geheimdiensten und Internetkonzernen: Elmar Theveßen
Ein Dokument der NSA verrät, dass sich Facebook sehr kooperativ zeige. „Meine Freunde bei der CIA lieben Facebook“, sagt ein von Theveßen zitierter Experte im Nebensatz. Dass es jemals zu einem No-Spy-Abkommen mit den Amerikanern kommt, hält Hans-Georg Maaßen, der Präsident des Verfassungsschutzes für unwahrscheinlich. Die Überwachungswut der Geheimdienste und der Datenhunger der Konzerne passten perfekt zusammen, sagt Maaßen.
Jede Suche bei Google, jeder Eintrag bei Facebook, jede Bestellung bei Amazon drückt einen Wunsch aus und lässt auf das Verhalten der Betreffenden schließen. Und dann beginnt das Spiel erst, betrieben von denjenigen, die alles wissen und jeden jederzeit manipulieren können. Die „Verschwörung gegen die Freiheit“ ist perfekt – das macht der Film, der fast schon didaktisch daherkommt, jedem klar, der ihn sieht.